Montag 10.07.2017
Früh raus
Heute bin ich sehr früh losgefahren. Ich habe zwar nur ein Paar POI’s auf der Liste, das wären Þingvellir, Kerið, Wasserfall Háifoss und der Geysir. Die Punkte liegen aber weit auseinander und so kommen einige Kilometer zusammen. Zudem möchte ich morgen die 35 durch das Hochland fahren und möglichst ortsnah übernachten. Ich fahre auf der 508, eine schöne kleine Schotterstraße. Es geht zum ersten mal durch Wald. Es fühlt sich an wie Schweden. Schon bald wird aus der 508 die F508 werden die nach 1-2 km wieder auf die Hauptschotterstraße dem Kjósarskarðsvegur/48 führt. Das F kennzeichnet Offroadstraßen die schon etwas anspruchsvoller sind.
Offroad
Die 508 wird also zur F508. Schlagartig ändert sich der Belag. Es hat tiefe Löcher und losen Schotter mit faustgroßen Steinen. Kein Problem ich komme zurecht. Es wird anspruchsvoller. Stehend fahren ist jetzt Pflicht. Kleine Bäche kreuzen den Weg. Die Steine werden größer, immer wieder Pfützen. Es geht aber ich muss arbeiten. Immer heftiger wird der Weg…Weg? Ich merke das es kein Weg mehr ist sondern ein ausgetrocknetes Bachbett. 300m lang kämpfe ich mich durch dann bin ich wieder auf dem Weg zurück. Plötzlich stehe ich vor einer großen Wasseransamlung… anhalten und Lage checken. Nun ja sieht nicht so tief aus, also durch. Es war dann doch tiefer als gedacht bis ca.25cm und die Steine glitschig wie Sau. Ich komme gut durch muss aber in der Mitte mit den Füßen auf den Boden. Die Forma Adventure* halten wie zu erwarten war dicht. Klasse Enduro Stiefel.
Der Weg windet sich immer weiter und weiter, kein Ende ist in Sicht. Es geht bergauf. Die losen Steine sind jetzt 20cm groß! Immer wieder tänzelt die Ténéré mit dem Vorderrad wenn ich große Steinen treffe. Ich komme in Schräglage und spüre wie mich mein Gepäck nach unten ziehe möchte. 2 volle Koffer und 2 Packrollen da kommt einiges zusammen. Der Tank ist hochvoll mit 22 Litern. Wenn das kippt ist erst mal Ende. Komme ich in Schräglage gebe ich Gas um alles zu stabilisieren habe ich Gas gegeben muss ich aufpassen das ich die Kontrolle behalte. Zack…nächster Stein das ganze wieder von vorne. Es ist mörderisch, heiß und mir hängt die Lunge aus dem Hals. Aber ich halte den Bock am laufen, eigentlich fährt die XT mit mir und nicht umgekehrt! Mittlerweile ist es steil geworden, an anhalten oder umdrehen ist nicht mehr zu denken. Die Kiste bekomme ich alleine hier nie gewendet. Endlich, vorne sind 3m gerade Strecke. Ich halte an, durchatmen! Das Navi sagt noch gut 600 Meter. Ich schaue um die Ecke, es wird noch steiler, in 50m eine ganz enge Kurve es hat keinen Schotter mehr sondern Geröll. Ich weiß den Berg kann ich schaffen, auch mit Gepäck. Aber die Kurve… nein das haut nicht hin. Hier geht es nur noch mit Sportenduro ohne Gepäck weiter. Ich breche ab. 3 Minuten brauche ich zum wenden, es ist schmal. Runter geht es problemlos, das Wasser kann ich von dieser Seite umfahren.
Erst fühlt es sich wie eine Niederlage an aber kurze Zeit später weiß ich es war ein Sieg. Ein Sieg der Vernunft gegenüber dem mir Unmöglichen! Ich fahre die komplette 508 wieder zurück und nehme den Umweg über Kjósarskarðsvegur/48. Das ist auch eine feine Schotterstraße und ich muss mich hier nicht abmühen 😉
Þingvellir
Das Wetter und die Landschaft ist wieder einmalig heute. Ich komme in Þingvellir Nationalpark an. Oh Gott, was ist hier los! Der riesige Parkplatz ist voll und es es müssen Parkscheine gezogen werden! Nicht mit mir. Ich fahre ganz nach vorn durch, da stehen zwei BMW’s und ich stelle mich daneben. Die zwei Fahrer, Angelika und Harry kommen. Wir quatschen kurz da entdecken sie den Zettel am Moped der verlangt das auch Motorräder bezahlen müssen. Ok mir reicht’s… ich gehe schnell zum Aussichtspunkt, mache meine drei Bilder und bin in 5 Minuten wieder weg. Nichts wie raus aus diesem Chaos. Ich nehme die 35 um den Þingvallavatn und suche mir dort ein Plätzchen für Mittag. Angelika und Harry von vorhin kommen zufällig vorbei und wir sitzen einige Zeit zusammen am einsamen See und tauschen uns aus. Wir werden uns später noch öfters über den Weg laufen.
Vulkansee Kerið
Am Vulkan Kratersee Kerið ist auch einiges los. Hier muss ich zum ersten Mal sogar Eintritt bezahlen. Umgerechnet 4,- EUR kostet der Spaß. Der Süden Islands zeigt sich von seiner kommerziellen Seite. Es ist auch deutlich sichtbar das der Ausbau der touristischen Infrastruktur mit großen Schritten ins Land einzieht. Da lobe ich mit den Norden und Osten Islands wo alles noch ursprünglich und wild ist. Ich mache ein paar Bilder vom See und bin dann auch schnell wieder weg.
Wasserfall Háifoss
Es geht zum Wasserfall Háifoss. Tatsächlich sind es zwei Wasserfälle, der Háifoss und dahinter der Granni Wasserfall. Mit einer Höhe von 122m ist es der dritt höchste Wasserfall Islands. Zum Wasserfall gelangt man über die Schotterstraße Háafossvegur/332. Die Piste ist sehr ruppig, mit normalem Mietwagen würde ich hier nicht lang fahren. Es braucht schon etwas Bodenfreiheit. Mit der Enduro ist es machbar, auch mit Gepäck aber etwas Offroaderfahrung ist hier auf jeden Fall von Vorteil. Mit der Straßenmaschine… vergesst es! Die beiden Wasserfälle sind wirklich spektakulär. Ich bereue es nicht das ich mich mit dem Moped hier hoch gearbeitet habe. Rückblickend glaube ich sogar das Háifoss mein Lieblingswasserfall auf Island war.
Campingplatz Geysir
Ich mache mich auf zum Geysir wo ich auf dem Campingplatz übernachten werde. Der Campingplatz ist recht teuer aber dafür liegt er in Toplage direkt neben dem Geysir Strokkur. Dort ist noch die Hölle los als ich ankomme. Immer wieder landen die Hubschrauber und bringen neue Touristen. Was geht nur in diesen Köpfen vor das Land auf diese Weise zu erkunden? Island in 8 Stunden oder so. Eigentlich arme Menschen die nur die Sehenswürdigkeiten erleben und das Land so nie richtig kennenlernen werden. Am Abend ist der Rummel endlich vorbei und es kehrt Ruhe ein. Der Campingplatz ist nur leicht besetzt. Später gehe ich hinüber zum Geysir. Es sind nur noch eine handvoll Leute Vorort und wir können uns das Spektakel des Geysirs, der etwa alle 7-10 Minuten hochkommt, in Ruhe ansehen.