Donnerstag 06.07.2017
Schlechtes Wetter kommt auf
Gestern Abend hat es sich auf der Wetter App schon angedeutet. Heute wird es viel regnen und starker Wind um die 12-14m in der Sekunde. Ich bin gegen 4:00 Uhr wach und checke das Wetter. Aktuell ist es noch gut aber gegen 10:00 Uhr kommt der Regen. Mein Zielpunkt für heute ist Ísafjarðarbær. Ich wollte mir dort die Radarstation auf dem Bolafjall Mountain ansehen aber es wird gegen 15:00 Uhr stark anfangen zu regnen und bis Morgen 12:00 Uhr nicht aufhören. Ich plane spontan um, jetzt direkt losfahren und hinten raus einen Fjord weiter. Das könnte klappen und ich bleibe vielleicht trocken. Also direkt aufstehen und los… aber erst mal Kaffee machen so viel Zeit muss sein. In einer Stunde bin ich fertig zur Abfahrt.
Wind und Wetter
Es ist kalt. Das Thermometer zeigt 4 Grad und Endurohandschuhe ohne Futter sind dafür nicht gemacht. Winterhandschuhe mag ich nicht raus holen. Ich muss los… nicht bummeln! Über mir dreht sich das Unwetter. Vor und hinter mir sind die dunklen Wolkenspiralen. Ich fahre dazwischen und habe blauen Himmel. Also wie immer vorgehen, nicht zu schnell damit ich nicht in die vordere Front geraten und nicht zu langsam sonst holt mich das Unheil ein. Auf der Hochebene plötzlich Wind. Starker Wind, ca. 12m/s sind gemeldet. Das ist ordentlich. Ich habe auf der geraden Schräglage von 40 Grad und mehr und brauche manchmal beide Spuren. Zum Glück sehe ich die ersten zwei Stunden kein Auto. Der kalte Wind treibe mir die Tränen in die Augen. Der Crosshelm mit seinem Schild ist eine prima Angriffsfläche für den Wind. Meine Nacken und Halsmuskeln arbeiten auf Hochtouren. Ich kennen das, 30 Minuten kann ich das durchhalten dann wird mein Kopf immer schwerer und schwerer werden bis gar nichts mehr geht. Notfalls muss ich den Kopf mit der linken Hand stabilisieren und mit einer Hand weiterfahren. Die Landschaft ist wunderschön. Das Licht, die Schatten, die Farben, die Dramatik in den Wolken und auf der anderen Fjordseite die Berge schneebedeckt. Ich muss Fotos mache. Die XT steht mal wieder nicht so einfach. Am Rand geht nicht, also wie immer mitten auf der Fahrbahn. Die Handschuhe fliegen 30 Meter weit. Das kann ins Auge gehen wenn die weg sind! Weil ich nicht dazulernen fliegen sie gleich noch mal 20 Meter weit. Die Fotos im Kasten geht es weiter. Ich halte mich gut zwischen den Fronten. Die Nackenmuskeln lassen langsam nach. Inzwischen bin ich am Meer. Das schlägt ordentlich Wellen ans Ufer. Die nächste Kurve… der Wind ist weg! Dann ein Parkplatz, ich halte um Kräfte zu sammeln. Der Ballerina Keks schmilzt auf meiner Zunge dahin. Ich spüre wie die Kräfte zurückkomme, also aufsitzen und weiter. Der nächste Fjord ist übel, führt er doch tief ins Landesinnere hinein. Ich fahre somit parallel zu den Fronten und verliere die Kontrolle! Die Straße ist gut und leer, also Gaaaaas! Die XT nimmt es gelassen hat sie doch gestern über 200km Offroad bekommen. Sie schnurrt wie ein Kätzchen und läuft wie ein Uhrwerk. Auf der anderen Fjordseite ist noch Sonne, ein gutes Zeichen. Ich habe Luft zur hinteren Front. Der Fjord ist zu Ende. Jetzt wieder zurück Richtung Meer. Die Landschaft ist atemberaubend. Ich schaffe es nicht in die Sonne. Auf der anderen Seite hat die schwarze Bestie den Berg erreicht und klettert langsam darüber hinweg. Sie hat Witterung aufgenommen denn sie mag keine Biker. Es wird bedrohlich! Urplötzlich setzt der Wind wieder ein. Ich muss Fahrt raus nehme. So lang noch ist der Weg bis zur Kurve, aber bevor mich das schwarze Monster ergreifen kann bin ich um die Kurve herum. Das sieht gut aus, ich fahre wieder mit den Fronten und habe die Kontrolle. Schnell lasse ich die hinter Front zurück und schließe die Lücke zu vorderen. Diese löst sich langsam auf. Es ist wärmer geworden, der Wind flacht ab. Die hinter Regenfront dreht nun auch ab. Vorne ist das Arctic Fox Centre. Ich kehre ein, bestelle einen Kaffee und habe Glück, einmal zahlen und Kaffee bis der Arzt kommt 😉
Arctic Fox Centre
Nachdem ich mich 30 Minuten aufgewärmt habe mach ich die Tour durch das Arctic Fox Centre. Es gibt einiges zu sehen und in einem Video bekommt man viel Hintergrundinformation vermittelt. Es wird erklärt das die Tiere Temperaturen bis -60 Grad trotzen. Im Sommer haben die Polarfüchse braunes Fell im Winter gibt es zwei Arten. Der Weißfuchs mit rein weißem Fell und der Blaufuchs mit hellgrau bis dunkelblau und schwarzem Fell. Im Arctic Fox Centre haben sie auch ein kleines Freigehege wo kranke Tier wieder aufgepäppelt werden. Im Gehege befinden sich zwei Füchse die neugierig am Zaun stehen und die Touristen begutachten.
Bolafjall Mountain
Aufgewärmt fahre ich weiter und genieße die Landschaft. Es geht durch Ísafjörður und kurz darauf bin ich in Bolungarvík. Ich mache halt im Hafen und schaue mir das Treiben an bevor es in Richtung Bolafjall Mountain weiter geht. Die Skálavíkurvegur/630 ist eine noch gut befahrbare Schotterstraße. Wenn es dann abgeht zur Radarstation sieht das schon etwas anders aus, es wird sehr steil bis um die 10%. Bei den Wetterverhältnissen, es herrscht weiterhin starker Wind, wird das fahren im stehen schon recht abenteuerlich. Der Wind spielt mit mir und auf einer Seite geht es steil ohne Abgrenzung bergab. Ich habe ein mulmiges Gefühl und je höher ich gelange umso schlechter wird die Sicht. Nebelschwaden und Wolken ziehen auf und machen das fahren sehr beschwerlich. Die Fahrbahn ist feucht, glatt und somit sehr unberechenbar. Ich ahne langsam warum diese Straße auf dangerousroads.org aufgeführt ist. Oben am Bolafjall Mountain ankomme liegt Schnee, es ist ungemütlich und die Sicht ist aufgrund des Nebels nicht besonders gut. Auch die Radarstation versinkt im Nebel. Ich warte ca. 30 Minuten und mache ein paar Bilder. Immer wieder kommt mal die Sonne durch. Die Rückfahrt vom Bolafjall Mountain herunter ins Tal ist auch wieder ein Eiertanz. Ich bin echt froh als ich heil unten ankomme 😉 Bolafjall Mountain ist bei schlechtem Wetter und mit dem Motorrad mit Vorsicht zu genießen.
Flateyri
Es geht wieder zurück nach Ísafjörður und ich nehme den Tunnel auf dem Vestfjarðarvegur in südliche Richtung. Als ich den Tunnel verlasse geht in ca. 2 km Entfernung gerade die Welt unter. Gut ich muss da lang aber besser warte ich noch etwas damit. Gleich rechts geht es hinaus in den Fjord und zum kleinen Ort Flateyri. Dort sieht das Wetter gut aus. Eine Runde durch den Ort und dann nehme ich einen kleine Schotterweg am Ende des Ortes bis dieser sich in nicht auflöst. Dort verweile ich eine Stunde und mache Mittag. Um mich herum nur schwarze Wolken und Regen. Ich sitze im trockenen auf einer Wiese und lass es mir gut gehen 😉 Am nahen Bach mache ich ein paar ND-Fiter Aufnahmen bevor ich mich dann auf dem Weg nach Þingeyri mache.
Camping Þingeyraroddi
Ich erreiche den Camping bei strahlendem Sonnenschein. Als ich 5 Minuten später wieder aus der Rezeption 5 Minuten rauskomme… Bähhmmm was ist das….. wo ist die Sonne hin … der Regen kommt eimerweise auf mich zu gerollt. Nichts wie Zelt aufbauen. Das Hilleberg Staika ist in unter 4 Minute inklusive Zeltunterlage aufgebaut. Es regnet bereits leicht. Als alles im Zelt ist gießt es wie aus Eimern. Glück gehabt…. nicht ganz, ich muss dringend zur Toilette, das geht aber nun nicht mehr. Die Regentropfen die auf das Zeltdach prasseln machen die Sache nicht einfacher! 1 1/2 Stunden muss ich ausharren, dann hörte es auf zu regnen und ich kann endlich zur Toilette gehen. Der Caming Þingeyraroddi ist ganz gut, direkt am Fjord gelegen und duschen kann man im angeschlossenen Schwimmbad. Der Tag war nicht einfach aber ich bin trocken geblieben und es war auch heute wieder ein ganz besonderes Erlebnis.